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Diakonie in Niedersachsen weiht deutschlandweit erste Gedenkstele in Erinnerung an das erlittene Leid der Kurenkinder ein.

Die Gedenkstele erinnert insbesondere an Stefan, Kirsten und André, die 1969 in der Kinderheilanstalt Bad Salzdetfurth während ihrer Kinderkur zu Tode gekommen sind.

„Die Stele soll ein öffentlicher Ort des Erinnerns sein. Hier soll gezeigt werden, dass Geschichte nicht vergessen wird und wir als Diakonie zu unserer historischen Verantwortung stehen“, so Hans-Joachim Lenke, Vorstandssprecher der Diakonie in Niedersachsen. „Kirchlich-diakonische Arbeit hat den Anspruch, Gottes Liebe in der Welt Gestalt zu geben. Hilfe- und unterstützungsbedürftige Menschen sollen in Einrichtungen der Diakonie Schutz, Begleitung, Unterstützung und Förderung erhalten. Das war und ist unser Anspruch. Diesem Anspruch wurden wir nicht gerecht“, führt Lenke weiter aus.

Heute, am 16. März 2024 weihte die Diakonie in Niedersachsen im Beisein von Betroffenen die 130 cm hohe und 30cm breite Gedenkstele in Bad Salzdetfurth ein.

Bad Salzdetfurth ist als Ort bewusst gewählt. Dort verstarben 1969 im Kurheim Waldhaus - einer damaligen Einrichtung der Inneren Mission e.V. - drei Kinder während ihres Kuraufenthaltes. Die drei Todesfälle waren Folge und Zuspitzung einer letztlich unhaltbaren Situation in der Kinderheilanstalt. Dort gab es zu wenig qualifiziertes und oftmals auch zu wenig Personal.

Die Gedenkfeier wurde mit der Verlesung eines schriftlichen Grußwortes des niedersächsischen Ministers für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung, Dr. Andreas Philippi, eröffnet. Der Minister betonte darin: „Die Stele ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Mahnmal, ein Zeichen des Respektes vor den Opfern und ihren Angehörigen. Sie ist ein öffentliches Zeichen der Anerkennung verursachten Leids und ein aktiver Beitrag zum öffentlichen Erinnern. Eine Wiedergutmachung ist nicht möglich. Aber es ist wichtig, aus der Vergangenheit zu lernen. Im Rahmen der bisherigen Aufarbeitung der Vorkommnisse zeigte sich, dass es sich um ein bundesweites Problem gehandelt hat, an dem verschiedenste Institutionen beteiligt waren. Das Land Niedersachsen setzt sich daher weiterhin für eine Aufarbeitung auf Bundesebene ein.“

In seinem geistlichen Impuls ging Hans-Joachim Lenke auf das erlittene Leid ein: „Wir können das erlittene Leid nicht ungeschehen machen. Ich kann Sie nur um Vergebung bitte und Ihnen versichern, dass wir auch durch Ihre Erlebnisse unsere Schutzkonzepte schärfen und alles versuchen, dass wir nicht wieder so hinter Gottes und den eigenen Ansprüchen zurückbleiben.“

An der Veranstaltung nahmen auch Betroffene teil. Sabine Schwemm, niedersächsische Landeskoordinatorin Initiative Verschickungskinder e.V. hat ihre Kinderkur in Bad Salzdetfurth verbracht. Sie beschrieb eindrücklich in ihrer Rede ihre Erlebnisse im Kinderkurheim Waldhaus.
„Ich habe mich während der Kur sehr allein und verlassen gefühlt. Das Gefühl der Ohnmacht und Hilflosigkeit, den ‚Tanten‘ ausgeliefert zu sein, werde ich nicht vergessen. Aber ich hatte noch Glück, dass mir nichts Schlimmeres passiert ist. Jeder ist aufgefordert, genau hinzuschauen, damit sich unsere leidvollen Erfahrungen nicht mehr wiederholen. Für mich ist die Stele ein Mahnmal, genau daran zu erinnern: Schauen Sie nicht weg."

„Die damalige pädagogische Praxis entspricht nicht unseren heutigen Vorstellungen. Und auch aus damaliger Sicht ist der Umgang mit Kindern in einer Kinderkur, die der Gesundung dienen sollte, in der Kinderheilanstalt in keiner Weise zu rechtfertigen“, so Lenke.

Um die Vorkommnisse in Bad Salzdetfurth sowie in anderen Kurheimen in Niedersachsen aufzuarbeiten, hat die Diakonie in Niedersachsen, die die Rechtsnachfolge der Inneren Mission e.V. ist, zwei Studien in Auftrag gegeben. Diese wurden 2020 und 2021 veröffentlicht. Die Studien finden Sie unter folgendem Link veröffentlicht: Dokumentation Kinderkurheime

„Für die Stadt Bad Salzdetfurth ist es von hoher Bedeutung, dass dieses traurige und tragische Stück unserer Stadtgeschichte gründlich wissenschaftlich aufgearbeitet wurde. Die Stele wird gemeinsam mit der Dauerausstellung im benachbarten Bergbau- und Salzmuseum für die Bürger und Gäste der Stadt ein Ort des Erinnerns und zugleich der Mahnung sein“, betonte Björn Gryschka, Bürgermeister der Stadt Bad Salzdetfurth in seiner Rede.

„Die Errichtung einer Stele kann das erlittene Leid nicht wieder gut machen. Sie soll ein Zeichen der Anerkennung sein, aber auch ein Zeichen dafür, dass wir die Betroffenen und ihre Erzählungen ernst nehmen. In Gesprächen mit Ihnen habe ich gelernt: Neben den realen Erfahrungen war das Schlimmste, dass Sie nicht gehört, Ihnen nicht geglaubt wurde. Sie verstummten - über Jahrzehnte. Deshalb steht auf der Stele das biblische Wort: ‚Tu deinen Mund auf für die Stummen‘. Mit dieser Stele folgen wir diesem Wort“, schloss Hans-Joachim Lenke seine Rede.

Hintergrund

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