„Letzte Lieder“ am 10. September in Hannover
Der Künstler Stefan Weiller hat Hospizgäste in Niedersachsen besucht und mit ihnen über das Leben, das Sterben und über die Musik gesprochen, die sie in ihrem Leben und an dessen Ende bewegt hat. Das daraus erarbeiteten Konzert „Letzte Lieder“ wird auf Einladung der Diakonie in Niedersachsen am Sonnabend, 10. September, 18 Uhr, in der Marktkirche Hannover präsentiert. Texte, die aus den Gesprächen entstanden sind, werden u.a. von Christoph Maria Herbst gelesen, die jeweiligen Lieblingslieder von einem großen Ensemble live aufgeführt. Tickets ab 18 Euro gibt es über www.eventim.de, Einlass und Abendkasse ab 17 Uhr.
Der Abend ist aufwendig komponiert. Die Musik wird live gespielt. Ein großes Profi-Ensemble, die Kilian Haiber Band, hat sich über Monate vorbereitet. Videoprojektionen runden den sinnlichen Eindruck ab. Christoph Maria Herbst, den Letzten Liedern seit Jahren verbunden, bereichert den Abend. In circa zweieinhalb Stunden reisen die Besucher auf Stefan Weillers Spuren mit durch Hospize in Hannover, Bad Pyrmont, Buchholz Nordheide, das Alte Land, Bremervörde, Osnabrück, Braunschweig, Wolfsburg, Göttingen. Sie lernen Strategien des Lebens und Sterbens kennen. „Hurra, wir leben noch“, ist einer der Songs des Abends. Es wird auch gejodelt. Und es darf und soll mitgesungen werden, dazu werden die Refrains eingeblendet.
Ein Kunstwerk über das Leben in der Zeit des Sterbens. Keine Angst: Der Abend ist nicht bedrückend, sondern ein Fest des Lebens in Niedersachsen. Musikalisches Highlight: das Friedenslied „Göttingen“.
Hintergrund-Infos zum Projekt
Für sein Projekt „Letzte Lieder“ reist Weiller seit 2010 durch Deutschland, die Schweiz und Südschweden, um mit Menschen am Lebensende über die Musik ihres Lebens zu sprechen.
Daraus entstanden bereits zwei Bücher („Letzte Lieder“, „Letzte Liebeslieder“) und ein Hörbuch, an dem sich namhafte Künstler (Eva Mattes, Christoph Maria Herbst, Bjarne Mädel, usw.) beteiligten.
Meist ist Weiller zur Recherche in Hospizen zu Gast. In der Regel reist er innerhalb von 48 Stunden zu den Menschen, die ihn einladen. Aber auch zu Menschen, die ambulant versorgt werden, oder in Pflegeheime, Krankenhäuser oder Kinderhospize reist Weiller.
Um eine natürliche, sichere Gesprächsatmosphäre zu ermöglichen, wird auf alle Formen der Aufzeichnung verzichtet. Es werden keine Mikrofone oder Kameras eingesetzt. Den besuchten Menschen musste der Schutz der Anonymität gewährt werden. Aus demselben Grund wurden alle Namen geändert.
Weillers Texte und Impressionen machen im besten Sinne nachdenklich: Wie will ich sterben? Was ist der Sinn des Lebens? Wie kann ich loslassen? Was bedeutet Lebensqualität? Die Letzten Lieder sind zugleich voller Humor und Lebensfreude, aber sie verharmlosen nichts. Die feine Balance der Gefühle prägt die erfolgreiche Konzertreihe und die Veröffentlichungen des Künstlers.
Für das Projekt in Hannover, entstand die bisher aufwendigste Recherche: Weiller suchte die Letzten Lieder eines ganzen Bundeslands. Nun werden die „Niedersächsischen Letzten Lieder“ endlich aufgeführt. Eine Weile war unklar, ob es dazu kommen würde: Die Recherchen begannen 2018/2019. Dann kam Corona und veränderte das Leben und auch das Sterben. Weiller lernte den Abschied und seine neu-entstehenden Rituale im Lockdown kennen und begegnete Menschen via Telefon und Video. Die Frage, was unser Leben reich macht, stellte sich ganz neu.
Es geht auch oft um das Leichte: Grünkohl mit Pinkel, den ersten Kuss oder die letzte Reise. Vor allem Popmusik wurde Weiller genannt, doch auch Klassik ist am Abend in Hannover zu hören.
Weiller geht in diesem Projekt neue Wege: Er bezog Pflegekräfte ein, die ihm von ihrem liebsten Raum im Hospiz erzählen sollten. In Filmen, die am Abend eingespielt werden, lernen die Besucher also auch Hospize von innen kennen.