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Kinder mit Frau beim Lesen
Foto: Jens Schulze

Diakonie in Niedersachsen stellt Ergebnisse ihrer Kita-Umfrage vor - Die Situation in Kitas ist alarmierend

Die Diakonie in Niedersachsen hat die Leitungen von 700 Kitas zu den Arbeitsbedingungen befragt. Insgesamt haben sich 454 Kita-Leitungen der ev.-luth. Landeskirche Hannovers an der Umfrage beteiligt. 

„Die Ergebnisse sind alarmierend“, so Hans-Joachim Lenke, Vorstandssprecher der Diakonie in Niedersachsen. „Die zukünftige Landesregierung muss dringend handeln. Die Umfrage zeigt eindeutig: Das System ist erschöpft und steht kurz vor dem Zusammenbruch. Die Jahre der Coronapandemie haben die schon schwierige Situation in den Einrichtungen zusätzlich verschärft.“ 

Hauptursache dafür ist die angespannte Personalsituation. Die Ergebnisse zeigen, dass 75% der befragten Kitas unbesetzte Stellen1 haben. Das wiederum führt bei mehr als der Hälfte der Kitas zur tageweisen Schließung von Gruppen oder Verkürzung der Randzeiten. Knapp die Hälfte der befragten Kitas muss die Kernbetreuungszeiten kürzen. Eine verlässliche Kinderbetreuung kann aufgrund dessen nicht mehr gewährleistet werden. 

„Es fehlt an zusätzlichem Personal in den Einrichtungen. Die Kita-Mitarbeitenden arbeiten nur noch im Notfallmodus. Krankheit oder Erschöpfung sind die Folgen und führen oftmals zu weiteren Ausfällen. Zwar sind die meisten Mitarbeitenden weiterhin hoch motiviert, können aber aufgrund des fehlenden Personals ihre Arbeit und damit auch ihrem Bildungsauftrag nicht nachkommen. Das führt zu Unzufriedenheit: Nicht nur bei den Mitarbeitenden, sondern auch bei den Eltern. Diese laden ihren Frust wiederum häufig bei den Mitarbeitenden ab“, so Lenke weiter. 

Kita-Mitarbeitende und Leitungen sowie Eltern sind in einer anhaltenden Stresssituation gefangen. Dadurch entstehe ein Teufelskreis, stellt der Diakonie-Chef fest. „Die Kerze brennt schon von beiden Seiten: Erkrankung und Ausscheiden aus dem Beruf aufgrund der hohen Arbeitsbelastung erhöhen den Stress der verbliebenen Mitarbeitenden, was wiederum dazu führt, dass der Beruf immer unattraktiver wird und neue Kräfte noch schwieriger gewonnen werden können.“  

Einige Kitas versuchen den Personalmangel mit geeigneten, aber für die Kita nicht ausgebildeten, Kräften vorübergehend zu kompensieren. Sie entlasten für eine kurze Zeit die Arbeitssituation in der Kita, eine langfristige Lösung sind sie jedoch nicht. Zum einen ist der Bedarf an Vertretungskräften weitaus höher als die tatsächliche Anzahl. Zum anderen sind sie für eine langfristige pädagogische Arbeit, in deren Mittelpunkt das Vertrauen und die Bindung zum Kind steht, nicht zielführend. 

Die bisherigen Landesregierungen haben es über Jahrzehnte versäumt, die Kita-Standards der veränderten Realität anzupassen, die durch Ganztagsbetreuung ab dem ersten Lebensjahr und gewachsene Bildungsansprüche gekennzeichnet ist.  

„Viele der Mitarbeitenden haben das Gefühl, dass Kitas sich immer mehr zu ‚Aufbewahrungsorten‘ zurückentwickeln und die frühkindliche Bildung in den Hintergrund tritt. Für die Personalbindung ist die Anerkennung der eigenen Profession jedoch wichtig. Genauso wie eine hohe Zufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen. Dazu gehört auch eine auskömmliche Vergütung während der Ausbildungszeit“, stellt Hans-Joachim Lenke fest.  

Auch 90% der Kita-Leitungen sehen die Notwendigkeit, durch eine auskömmliche Vergütung der Ausbildungszeit, den Beruf attraktiver zu gestalten. Zudem sind gesetzlich festgeschriebene Weiterbildungsmöglichkeiten und eine Systemdurchlässigkeit, bei der berufliche Ein- und Aufstiegsmöglichkeiten eröffnet werden, wichtige Kriterien, um mehr Personal zu gewinnen. 

Die derzeitige Lage in den Kitas kann nur mit pragmatischen und innovativen Strategien gelöst werden. Die Diakonie in Niedersachsen plädiert weiterhin für hohe Qualitätsstandards, jedoch muss das System dringend entlastet werden. Kitas sind in erster Linie Bildungseinrichtungen. Es werden jedoch auch Betreuungsleistungen erbracht. Beide Arbeitsfelder müssen bedient werden, jedoch nicht zwangsläufig von pädagogischen Fachkräften. 

Die Diakonie in Niedersachsen schlägt deshalb vor, Menschen, die eine pädagogische Grundausbildung haben bzw. diese in kurzer Zeit erlangen können, als Betreuungs- und Assistenzpersonal einzusetzen. Dies kann den nötigen Freiraum für die pädagogischen Fachkräfte schaffen, ihrer Bildungsarbeit nachzukommen. "Die Beschäftigten haben ein hohes Arbeitsethos und wollen nicht nur Minimalstandards erfüllen, sondern das, was sie im Fachgebiet der Elementarpädagogik gelernt haben, auch in ihrem Alltag umsetzen", betont Lenke. 

Aus der Befragung abgeleitete Kernforderungen der Diakonie in Niedersachsen sind: 

1. Ausbildung und Arbeitsbedingungen attraktiv gestalten 

  • Deutliche Erhöhung der Ausbildungskapazitäten fördern durch Einbeziehung von Fachberater*innen sowie Kita-Leitungen in die Lehre an Ausbildungsstätten 
  • Praxisanteile erhöhen und die Kooperation mit Fachschulen vertiefen, um Kitas als Ausbildungsorte stärker und verantwortlich einzubeziehen  
  • Attraktive und auskömmliche Ausbildungsvergütung einführen 
  • Weiterbildungen für Kita-Mitarbeitende gesetzlich festschreiben 
  • Berufliche Auf- und Einstiegsmöglichkeiten eröffnen und Durchlässigkeit fördern.

2. Bildungsqualität durch verbesserte und verlässliche finanzielle Rahmenbedingungen garantieren 

  • Umfassende Investitionen und eine kontinuierliche Erhöhung der Ressourcen für das frühkindliche Bildungssystem, um Betreuung und Erziehung zu ermöglichen 
  • Eine stärkere finanzielle Beteiligung des Landes an den Kosten der frühkindlichen Bildung ist unerlässlich, um die Kommunen zu unterstützen  
  • Die Sockelfinanzierung, die im Bundes Kita-Qualitätsgesetz festgeschrieben ist, muss verstetigt werden  

Die Reformierte Kirche ist bei einer Umfrage in ihren Kitas zu ähnlichen Ergebnissen gekommen und unterstützt die Forderungen der Diakonie in Niedersachsen.  

1 30% gaben an eine unbesetzte Stelle, 29% gaben an zwei unbesetzte Stellen, 9% gaben drei unbesetzte Stellen an, 3% gaben vier unbesetzte Stellen an und 4% gaben mehr als vier unbesetzte Stellen an. 

 

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