Nun starten am Donnerstag die Koalitionsverhandlungen. Ich werbe eindringlich dafür, dass die sozialen und pflegerischen Angebote in Deutschland gestärkt werden. Wir stehen vor großen Herausforderungen, die nicht mehr auf die lange Bank geschoben werden können“, so Hans-Joachim Lenke, Vorstandssprecher der Diakonie in Niedersachsen.
„Ein starker Sozialstaat ist nicht nice-to-have, sondern die Grundlage für ein gelingendes Zusammenleben. Ein starker Sozialstaat ist ein Versprechen an die Bürger*innen, dass sie bei Arbeitslosigkeit, Krankheit und Pflege nicht alleingelassen werden, sondern dass die elementaren Lebensrisiken abgefedert werden. Und ein starker Sozialstaat ist eine Investition in eine demokratische und zukunftsfähige Gesellschaft“, betont Lenke.
Wie wichtig beratende und unterstützende Angebote der Wohlfahrt sind, zeigt Andrea Strodtmann, Geschäftsführerin der Evangelischen Landesarbeitsgemeinschaft für Suchtfragen in Niedersachsen anhand der Suchtberatung auf: „Jede*r zehnte Deutsche hat ein Suchtproblem. In Niedersachsen sind 1,3 Millionen Personen von Substanzkonsumstörungen oder abhängigen Verhaltensweisen betroffen. Jeder Euro, der in die Suchtberatung investiert wird, spart der Gesellschaft Folgekosten von 17 Euro.“
Lenke ergänzt dazu: „Als Diakonie fordern wir schon lange, dass wir einen proaktiven Sozialstaat benötigen, der zielgerichtet in präventive Maßnahmen investiert, um so Probleme bei den Wurzeln zu packen. Allein jeder fünfte Mensch zwischen 20 und 34 Jahren verfügt über keinen Berufsabschluss[1]. Das sind rund 2,7 Millionen Erwachsene in ganz Deutschland. Hier in Niedersachsen waren bereits 2021 4.590 Schüler*innen ohne Hauptschulabschluss. Damit ist der Weg in den Leistungsbezug meist vorprogrammiert. Wer die Zahl der Bürgergeldempfänger*innen reduzieren will, muss in die Zukunft und Qualifizierung von jungen Menschen investieren und nicht Totalsanktionen fordern, die, meiner Meinung nach, keine Probleme lösen! Da ist es sinnvoller, Angebote wie die Jugendwerkstätten zu stärken, die jungen Menschen Perspektiven aufzeigen, sie qualifizieren und für den Arbeitsmarkt fit machen.“
„Rund zehn Millionen Menschen haben allein bei der Diakonie Hilfe und Unterstützungsangebote im letzten Jahr in Anspruch genommen. Und es muss jedem klar sein, dass jede*r mal Hilfe benötigt. Irgendwann. Deshalb darf Sozialpolitik keine Fußnote bleiben, sondern muss in den Mittelpunkt der politischen Debatte rücken“, so Lenke abschließend.
Die Diakonie in Niedersachsen startet die Kampagne „Soziales braucht kein Mensch.“, um sich mit ihren 600 Mitgliedern dafür stark zu machen, dass soziale Themen nicht weiter an den Rand gedrängt werden. Ab heute startet eine landesweite Social-Media Kampagne, die Pflege, Beratung, Wohnungslosigkeit und Familien in den Vordergrund rückt.