29.10.2025

Wer nur auf Pflicht setzt, verpasst die Wirkung von Freiwilligkeit

500 junge Menschen feierten in der Marktkirche in Hannover ihren Start in den Freiwilligendienst bei der Diakonie in Niedersachsen.

„Die Freiwilligendienstleistenden stärken durch ihr Engagement unseren sozialen Zusammenhalt“, sagte Hans-Joachim Lenke, Vorstandssprecher der Diakonie in Niedersachsen während des Gottesdienstes.


„Diese Lebensphase ist für viele eine prägende Erfahrung“, so der Diakonie-Chef weiter. „Vor allem junge Menschen begegnen hier oft zum ersten Mal Themen wie Tod, Krankheit, Behinderung oder sozialer Ausgrenzung. Das erweitert den Horizont und verändert die eigene Perspektive. Genau das brauchen wir als Gesellschaft dringend: Denn wir beobachten eine wachsende egoistische Haltung, bei der häufig nur zählt: Was bekomme ich? Was habe ich davon? Den Blick für die Gemeinschaft zu schärfen und mehr Verständnis für andere zu entwickeln – etwa für ältere Menschen oder Menschen mit Migrationsgeschichte – ist von unschätzbarem Wert. Wer durch den Freiwilligendienst Einblicke in deren Lebensrealität erhält, trägt aktiv zum gesellschaftlichen Zusammenhalt bei. Das dürfen wir nicht unterschätzen.“


Julia Willie Hamburg, niedersächsische Kultusministerin, drückte in ihrem Grußwort große Wertschätzung für die Freiwilligendienstleistenden aus: „Es beeindruckt mich zutiefst, wie viele junge Menschen bereit sind, sich freiwillig in den Dienst anderer zu stellen. Sie schenken ihre Zeit und ihr Engagement zum Wohl der Gemeinschaft. Diese Zeit wird sicher auch herausfordernd sein, doch sie gibt den Freiwilligen etwas ebenso Wertvolles: Lebenserfahrung, Zusammenhalt und das Wissen, einen Unterschied zu machen. Ich bin überzeugt, dass die Freiwilligendienste eine starke Grundlage für den Start in das Leben nach der Schule bieten können. Denn unsere Gesellschaft lebt vom Blick füreinander – vom Interesse, von Empathie und von gelebter Verantwortung.“


„Dieser unverzichtbare Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt darf in der aktuellen Diskussion um den Wehrdienst nicht in den Hintergrund geraten. Junge Menschen, die sich bewusst für einen Freiwilligendienst entscheiden, wollen aktiv etwas bewegen und ihren Teil zu einer solidarischen Gesellschaft beitragen. Als Gesellschaft können wir es uns nicht leisten, dieses Engagement nicht zu unterstützen. Deshalb fordern wir, dass der freiwillige Wehrdienst und der (soziale) Freiwilligendienst gleichermaßen beworben und attraktiv gestaltet werden. Denn wer nur auf Pflicht setzt, verpasst die Wirkung von Freiwilligkeit“, so Hans-Joachim Lenke.


Die Diakonie in Niedersachsen bietet jährlich für bis zu 750 Menschen die Möglichkeit, einen Freiwilligendienst zu absolvieren. In vielfältigen Einrichtungen der Diakonie, wie z.B. in Kitas, Schulen, Krankenhäusern, Einrichtungen der Behindertenhilfe und Pflegeeinrichtungen sowie in Kirchengemeinden engagieren sie sich freiwillig für sechs bis 18 Monate, in der Regel sind es zwölf Monate.


Gerade vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels sind die Freiwilligendienste ein nicht zu ersetzender Faktor in der Nachwuchsgewinnung für soziale Berufe und dienen neben der Persönlichkeitsbildung junger Menschen auch deren beruflicher Orientierung. Rund 60 Prozent derjenigen, die bei der Diakonie in Niedersachsen einen Freiwilligendienst leisten, ergreifen anschließend auch einen sozialen Beruf.


Der Freiwilligendienst ist nicht nur eine stärkende Säule für unser Zusammenleben, sondern auch eine Möglichkeit für meist junge Menschen, sich persönlich weiterzuentwickeln. Die Diakonie in Niedersachsen unterstützt sie dabei mit einem vielfältigen Seminarangebot, das von pädagogischen Fachkräften begleitet wird.