Mit Blick nach vorn

Conny Bink erlitt mit 47 Jahren einen Schlaganfall – Bei Yocas hat sie ein neues Zuhause gefunden

Den Muttertag des Jahres 2013 wird Conny Bink nie vergessen. Es ist der Tag, als sich ihr Leben urplötzlich änderte. Als von einer Sekunde zur nächsten nichts mehr war wie zuvor. Conny Bink war 47 Jahre alt – und erlitt einen Schlaganfall. Mit Hirnblutung. Für die Zeit der Therapie musste die Schädelplatte entfernt werden. „Es war die Hölle“, sagt Bink und schüttelt den Kopf, als könne sie die Geschichte selbst nicht begreifen. Zwölf Jahre ist dieser Tag jetzt her. Seitdem ist sie halbseitig gelähmt und sitzt im Rollstuhl.

Nach der Reha bekam sie einen Platz bei Yocas, einer Einrichtung des Diakonischen Werks Kirchröder Turm in Springe bei Hannover. Hier leben 13 pflegebedürftige Menschen von 18 bis 65 Jahren in einer Wohngemeinschaft. Jede*r hat ein eigenes Zimmer mit eigenem Bad, es gibt einen Gemeinschaftsraum mit Küche, einen Raum, in dem jede*r mit Hilfe Wäsche waschen oder gebadet werden kann, und einen großen Garten mit Blick auf den Deister. „Es war mein Glück, dass ich hier einen Platz bekommen habe“, sagt Bink, „sonst hätte ich ins Altenheim ziehen müssen“. Bei Yocas, sagt sie, „sind wir wie eine Familie.“ – Jede*r ist für jede*n da, sie streiten und vertragen sich, wer kann und will kocht zusammen. 

Was Conny Bink bei Yocas am besten gefällt: „Wir können überall mitsprechen, uns wird hier nichts aufgedrückt. Und neben aller Unterstützung, die wir bekommen, bleibt Individualität bewahrt.“ Was ihr in ihrem Leben immer wichtig gewesen ist, ist ihre Selbstständigkeit: „Ich hatte vorher drei Jobs, war alleinerziehend, habe beim Auto das Öl gewechselt, genäht, …und dann konnte ich plötzlich nichts mehr.“ Zum Glück war ihr Sohn schon erwachsen, als sie den Schlaganfall erlitt. 

Sich an das neue Leben zu gewöhnen, ist das, was allen, die bei Yocas leben, am schwersten fällt, sagt Heilerziehungspflegerin Andrea Reuter. Ihr Ziel: „Ich will die Leute nach vorne bringen.“ Conny Bink lächelt. „Das hat bei mir ja ganz gut geklappt“, sagt sie. Inzwischen hat sie sich ein ganzes Stück Selbstständigkeit zurückerobert, fährt auch mal alleine mit Bus und Bahn nach Hannover. „Wir sind hier wie eine wachsende Bohne – die Richtung ist vorgegeben, aber nach links und rechts hat jede*r die Freiheit, die er oder sie braucht.“