Hier haben Alt und Jung gemeinsam eine gute Zeit

In Gamsen sind Kita und Tagespflege unter einem Dach

Rosemarie Niebuhr sitzt in einem großen Lehnstuhl und schaut in ein Tier-Bilderbuch. Um die 86-Jährige herum haben kleine Jungen und Mädchen Platz genommen.
„Habt Ihr schon mal einen Schmetterling gesehen?“, fragt die Seniorin und blickt erwartungsvoll in die Gesichter der Kindergartenkinder. Die Antwort lässt nicht lange auf sich warten: „Jaaaa“, rufen alle und erzählen munter von ihren Schmetterlingsbeobachtungen.

Täglich können 20 Senior*innen das Angebot der Tagespflege der Diakoniestation in Gamsen wahrnehmen, Rosemarie Niebuhr ist eine von ihnen. Seit einem Jahr kommt
sie hierher. Seitdem ihr Mann gestorben ist. „Die Kinder sind eine echte Aufmunterung“, sagt sie. „Ich komme sehr gern hierher.“

Kinder in einer Tagespflege? Das ist in Gamsen ganz normal. Denn die Kita der Stadt Gifhorn und die Tagespflege der Diakoniestation sind hier unter einem Dach. Seit zwei
Jahren gibt es die Kooperation – und sie begeistert beide Seiten. „Es bringt Ruhe in die Kinder und belebt die Senior*innen“, sagt Pflegedienstleitung Janna Schoon, „die Kinder lernen Rücksichtnahme, die Senior*innen erinnern sich an früher.“

Längst haben sich gemeinsame Rituale eingestellt: der Morgenkreis, die Yoga-Stunde, singen, kegeln, Kekse backen – und natürlich das Vorlesen.
„Am Anfang haben wir überlegt: Wie nennen wir die alten Menschen – Senior*innen?“, erinnert sich Kita-Leiterin Birte Gessel. Die Antwort fanden die Kinder selbst: „Das
sind unsere Nachbar*innen.“ 

Und die genießen nicht nur die gemeinsamen Aktionen mit den Kindern. Wann immer sie wollen, können sie ihnen im Garten beim Spielen zusehen. Gerade so, wie auch die Kinder die Nachbar*innen besuchen können. „Das Lächeln in den Augen der Senior*innen ist einfach das Schönste“, sagt Bianca Pütsch, Prokuristin der Diakoniestationen Harz-Heide, zu der auch Gifhorn gehört. „Was früher normal war, dass Alt und Jung zusammen sind, das holen wir zurück.“